2020 nähert sich dem Ende und unser Podcast hat die halbe Hundert geschafft. Wir konnten Ute Ungewiss für diese besondere Episode gewinnen.
Den aus Berlin stammenden Künstler durftet ihr auch schon auf einigen Veranstaltungen von uns erleben. Nun also auch endlich hier im wunderbaren MinMon Podcast zu finden. Im Interview reden wir mit ihm über seinen Werdegang, die Herausforderungen die COVID19 mit sich gebracht hat und wie er das so mit der Nachhaltigkeit beim Feiern sieht. Viel Spaß mit Nummer 50.
Steckbrief
Artist: Ute Ungewiss
Label: Geholper & Gestolper
Style: Deephouse, Melodic Techno, Darkfunk
Born: 1991
On air since: 2016
Living: Berlin
Playtime: Dämmerung
Setup: Xone23, K2, Traktor
Favourites : Sébastien Léger, Arutani, Iorie, Frida Darko…
Drink: Gin & Berry Tonic
Superpower: Ungewiss
Podcast
(Direktlinks: Podcast Feed, iTunes, Download)
Interview
Hallo Lennart, schön das du bei unserer Podcast-Reihe dabei bist. Wie geht es dir?
Schön, dass ich dabei sein kann! Wenn es auch etwas ungemütlich gerade draußen ist und ich mich auf den nächsten Sommer bereits freue geht’s mir super!
Getreu dem Motto, viele Wege führen hinters DJ-Pult. Wie bist Du zur Musik und zum Auflegen gekommen?
Ich glaub das war ein längerer Prozess. Also zumindest das mit dem Auflegen. Musik hab ich bereits als Jugendlicher gemacht. Erst Gitarre dann Cello, dann Sänger in einer Band und zwischendurch noch etwas „Musik Leistungskurs“ in der Schule. Der Weg zur (guten) elektronischen Musik war dann aber etwas länger und eher mit Tippelschritten. Los ging es mit Songs wie Grove von Fritz Kalkbrenner und dann Jahr für Jahr tiefer in den Kaninchenbau. 2013 meine erste Fusion und dann nach und nach entdeckt, wie wichtig mir doch Musik die mir gefällt bei Partys ist. So kam eins zum anderen.
Kannst du dich noch an deinen ersten Auftritt erinnern? Wie war das so für Dich?
Klaro. Das war 2016 in Jena. Ich war gerade dort hingezogen für meinen Master und in der neuen WG gab es eine große Halloween Party. Jedes Zimmer war ein Floor und da es an elektronischer Musik mangelte, war die Zeit gekommen mein erstes Set zu spielen. Ich spielte ohne Controller, nur mit den digitalen Fadern am Computer und hatte mich nur ein paar Tage vorher vorbereitet. Es war alles etwas improvisiert, aber ich hatte eine gute Setlist. Es hat am Ende alles geklappt und es wurde getanzt. Schönes Ding!
Was hat es mit deinem Künstlername auf sich und wie ist er dein entstanden?
Ute Ungewiss … Der Name ist schnell erklärt. Ute heißen meine beiden Tanten und Ungewiss ist der Ausgang jedes Sets. Ich liebe es einfach zu sehr durch Genres zu springen.
Bereitest du Dich auf einen Auftritt mit einem speziellen Ritual vor? Was macht für Dich ein perfektes Set aus?
Hmmm ein spezielles Ritual … nichts außergewöhnliches aber ich Suche mir oft Songpaare raus, die zusammen gespielt mehr die Summe der einzelnen Teile ergeben.
Das perfekte Set für mich schickt mich auf eine Reise. Ich habe so eine Handvoll von Sets, wo ich einfach noch genau weiß, wo ich damals war, als ich das gehört habe. Falls mein Set so etwas bei dem einen oder der anderen hervorruft ist mein Job getan!
Was hat sich durch die Corona- Situation und deren Einschränkungen, für Dich als Künstler, alles geändert?
Für mich hat es vor alledem viel Distanz aber auch Zeit geschaffen. Letztes Jahr habe ich oft gespielt und noch öfters selbst Veranstaltungen organisiert. Dieses Jahr habe ich zwar auch gelegentlich gespielt und veranstaltet aber die Dynamik und Frequenz haben abgenommen. Und die Veranstaltungen, die analog stattgefunden haben hatten oft einen ganz anderen „Vibe“ als sonst. So ganz frei lässt es sich einfach mit Corona nicht feiern. Aber um mit etwas positivem zu Enden. In Sachen Videostreams habe aber ich natürlich auch viel dazugelernt und die freie Zeit im Winter möchte ich nutzen um mich ans Produzieren ranzupirschen.
Einige DJ Sets und sogar ganze Festivals sind seid dem ersten Lockdown als Livestreams im Internet zu verfolgen gewesen. Wie waren deine Erfahrungen mit diesem Konzept?
Gleich am Ersten Wochenende des Lockdowns Anfang März hatten wir eigentlich eine Veranstaltung geplant. Die fiel natürlich flach. Da wir unseren Gästen aber etwas geben wollten, machten wir einfach einen Livestream daraus. Im Zuge der folgenden Wochen haben wir dann an verschiedenen Veranstaltungen und Festivals online teilgenommen. Schön gemacht haben es hierbei unsere Kumpels vom Dies | Das Kollektiv. Die haben sehr früh mit interaktiven Festivalmaps gearbeitet. So konnten wir einen digitalen Floor bauen und einen Zoomdanceroom gab es auch. Die Highlights für mich waren da ein Stream aus dem ehemaligen Polygon und ein Stream vom Flakturm im Humboldhain bei der Fête de la Musique.
Wie glaubst du wird der Festival Sommer 2021 aussehen?
Ich gehe davon aus, dass es so wie am Ende des Sommers 2020 ablaufen könnte. Analoge Festivals mit vielen Auflagen. Das ist nicht ideal, aber besser als nix oder digital. Vielleicht klappt das mit dem Impfen aber auch schneller als gedacht. Dann erwarte ich einen guten Festivalsommer!
Was denkst du über den aufkeimenden Trend zu mehr Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen? Wäre denn Partykonsum, mit Notstromaggregat, in wilder Natur, im Sinne der Nachhaltigkeit, noch vertretbar?
Die Szene und insbesondere die Veranstalter*innen entwickeln sich weiter und das ist auch eine gute Sache. Nachhaltigkeit sollte auch bei Veranstaltungen immer mitgedacht werden! Auf der einen Seite Klimasünder kritisieren, andererseits eine Festivalfläche wie einen Mülleimer zu behandeln funktioniert nicht. Aber es bleibt für mich selbst auch ein Spannungsfeld. Feiern bedeutet loslassen und dabei zu jedem Zeitpunkt sich an alle Regeln zu halten, kann auch nicht funktionieren. Daher sehe ich das als einen längeren Prozess, bei dem insbesondere Veranstalter*innen in der Pflicht sind sich schlaue Konzepte zu überlegen.
Aber was nun mit dem Notstromaggregat? Es gibt durchaus Raves in Berlin, die völlig Batteriebetrieben laufen. Aber wer schon ein Aggregat hat und nun nur weil es nachhaltiger wirkt Batterien kaufen möchte hilft damit der Umwelt auch nicht wirklich weiter. Veranstalter*innen sollten daher überlegen was für Ansatzpunkte und Equipment sie bereits haben und Abwegen was der nachhaltigste Weg ist. Individualität muss sein!
Jetzt wird es schwierig: Was war für Dich die beste Party des Jahres 2020?
Es war mal auf einer Insel auf der Havel … mehr sag ich nicht ?
Vielen Dank für deine Zeit und deinen Mix.
Vielen Dank für die Einladung!
Tracklist
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