Der Sommer ist so richtig da und wenn das kein Grund ist, dieses gebührend mit einer weiteren Episode unseres Podcasts, zu feiern. Diesem Monat ist Gaya Kloud ein weiteres mal dabei und versorgt euch ordentlich mit deftigen House-Tunes. In unserem Interview sprachen wir mit Ihm über seine Veranstaltungsreihe „Beatenterprises“, seinem facettenreichem Musikgeschmack und wie sich das auf seine Sets auswirkt.
Genießt den Sommer bei einem kühlen Getränk nach Wahl und dem MinMon Podcast Nummer 27.
Steckbrief
Artist: Gaya Kloud
Label/Crew: unsigned
Sound: House & Techno
Age: 1974
Job: Angestellter
Living: Planet Erde
Locations: Dunkle neblige Kellerlöcher
Playtime: all the night
Drink: momentan Lübzer
Superpower: Liebe
Podcast
(Direktlinks: SoundCloud, Podcast Feed, iTunes, HearThis.at, Download)
Interview
Hallo Micha, schön das wir dich ein noch einmal bei unserem Podcast begrüßen dürfen. Wie geht es dir?
Nach dem Lärzklopfen besonders gut. A-ha Erlebnis war, dass der Tanith der ja hier auch schon einen Podcast beisteuerte, dort in meinen Augen das beste Set ablieferte. Auch toll war ein Set von Mark Ernestus mit Reggae Raritäten.
Ansonsten habe ich mit großem Erstaunen in den letzten Monaten festgestellt, das Juno.co.uk aus meiner Sicht Beatport berechtigter Weise mittlerweile den Rang abgelaufen hat, wenn es um interessante Musik geht. Ich habe bei Beatport in den letzten Monaten immer mehr das Gefühl gehabt, nur noch re-releases angeboten zu bekommen, selbst wenn man einen ausgefeilten Filter nutzt. Das macht mich froh, denn es bedeutet ein weg von der Industrie – die ja Beatport ist.
Dein letzter Podcast bei uns ist schon über ein Jahr her. Was ist im dem Jahr so spannendes Passiert?
Im Archiv Potsdam, so denke ich, haben wir wieder Techno und House etabliert. Ich bin froh, dass wir dort wieder eine ganze Bandbreite an elektronischer Tanzmusik zeigten, wobei ich mich besonders darüber freue, dass dort Deep House ein offenbar etabliertes Genre mittlerweile ist, was ehedem nicht allzu oft hier in unseren Gefilden zu hören war. Die nächste Saison der Parties, die ich mit organisiere, startet auch bald wieder, erneut im Archiv und in der La Datscha. In der Pipeline haben wir hier Mijk van Dijk für das Archiv und Nik Solé in der Datscha. Die genauen Termine erfahrt hier natürlich hier. Und alles weitere wird später mitgeteilt.
Du bist derzeit sehr fleißig und stellst regelmäßig neue DJ Sets online. Hast du da einen Favoriten?
Nicht wirklich. Ich muss allerdings gestehen, dass ich auch bedingt durch meine Freunde, insbesondere nach Jahren der Aufnahme, immer wieder alte Mixe neu entdecke und mich natürlich dann auch freue, wenn ich einen roten Faden in der Entwicklung meiner Mixe – die man ja auch als Musikkollagen betrachten könnte – finden kann. Mir besonders am Herzen liegen die Downbeats Mixe und die Easy Listening Mixe. Hintergrund ist, dass es in den 90ern normal war, dass es einen Chillout Floor auf Techno-House Partys gab. Die Erlebnisse dort brachten mich, verbunden mit meiner Vorliebe für Downbeats aus UK, schnell in die Situation selber viel von dieser Musik zu erwerben. Und da ja nun reichlich Schnittstellen zum Jazz der 70er in dieser Musik vorhanden sind, habe ich in den Jahren angefangen alles seit den 40ern letztes Jahrhunderts durchzuackern um die Perlen zu finden. Ich habe für beide Musikarten extra Playlists bei hearthis.at angelegt:
Downbeats: hearthis.at/gayakoud/set/down-and-dope-beats-mixe
Easy Listening: hearthis.at/gayakoud/set/madame-extravaganza
Würde mich freuen, wenn Ihr auch da mal rein hört.
Im April hattest du einen viel beachteten „Sunday Joint“ Podcast mit dem musikalischen Motto Dub für die Blogrebellen gemacht. Wie kam es dazu?
Ganz einfach, ich denke das die Dub Produzenten in den 80ern eine Menge von den Ideen vorgegriffen haben, die dann durch House und Techno viel größere Popularität mit anderen Produktionsmitteln und -techniken erlangten. Musikalisch gesehen finde ich das, was zum Beispiel auf Wackies Rec. Anfang der 80er passierte so unglaublich interessant. Das ist Musik die mir das Herz öffnet. Und wenn ich dann bedenke, dass Basic Channel das Anfang der 90er mit Techno verbunden hat, dann wird einem die Bedeutung dieses offenbar musikalischen Schattengewächses bewusst. Zudem war dieser Mix auch aus der Idee heraus geboren, Dub aus 3 Jahrzehnten in einem Mix zusammen zu stellen, was mehr oder weniger hoffentlich gelungen ist.
Hier haben Produzenten die Musik gemacht, die in so unterschiedlichen Gefilden wie Techno, House, Breaks, Reggae, Dubstep, etc., zu Hause sind. Und mich erinnert das auch ein wenig an die frühen 90er, wo die meisten Produzenten dieser so damals so frischen Musik durchaus noch andere Bereiche hatten in denen sie tätig waren, musikalisch gesehen, und was dadurch die Musik sehr farbig sein lässt. Dennoch ist es, so denke ich, ein sehr sehr deeper Mix geworden, der seine volle Schönheit leider nur auf einer hervorragenden Anlage entfalten kann.
Dein Musikgeschmack ist verschieden und sehr fassettenreich. Woher kommt das? Entscheidest du spontan was du an dem Abend spielst oder richtest du dich nach der Veranstaltung?
Die ist recht einfach zu erklären. Ich denke dass wenn man sich interessiert wie Musik gemacht wird, bekommt man schnell Interesse an den unterschiedlichen Fassetten der Musik und der unterschiedlichen Herangehensweise, wie Musik entsteht. Auch durch meinen Kompositionsunterricht bei dem klassischen Komponisten Stefan Bartling habe ich die unterschiedlichen Stile zu schätzen und besser zu verstehen gelernt, gerade auch auch wenn es um Musik aus den letzten Jahrhunderten geht. Sich in andere Musik(-stile) hineinzudenken, ist für mich eine unglaublich spannende und unerschöpfliche Beschäftigung. Zu verstehen warum Musik so klingt wie sie klingt und warum Musik ist wie sie ist, ist mir wichtig zu verstehen.
Ein weiterer Punkt ist, dass wenn ich mir meine eigene Rezeptionsgeschichte der Musik die ich mag anschaue, dass Musik immer auch Ausdruck von Gefühlen oder Lebensumständen ist. Und für mich war zum Beispiel Techno und House Anfang der 90er eine Musik die eine Form von Freiheit und Anarchie ausdrückte, in der ich mich sehr gut wieder fand. Und wenn ich mir dann überlege, warum eine Musik wie barocke Orgelmusik so enorm spirituell klingt, dann fasziniert es mich immens. Denn es war ja Absicht, es sollte sich so anhören. So wie wir heute in unserer loopbasierten Musik auch immer wieder gewisse affektauslösende Schemata erkennen können, die das oder jenes Gefühl auslösen soll. Und ich versuche aus diesen Gedanken heraus meinen eigenen Stil abseits der Musikstile zu finden und mit den unterschiedlichen Dingen die Musik ausdrücken kann zu spielen – in meinen Mixes, egal ob live oder zu Haus aufgenommen.
Bezüglich der Frage zu der Entscheidung, was ich an einem Abend spiele; für mich ist jeder Abend anders, und daher betrachte ich es als persönliche Herausforderung mich auf meine Umgebung einzulassen, die Gäste zu „lesen“ und danach die Musik spontan auszuwählen. Natürlich innerhalb des Rahmes den die Veranstaltung steckt, stilistisch gesehen.
Ich empfinde es als Betrug am Publikum wenn man als DJ eine fertige Playlist abspielt. Das hat live zu sein.
Im Juni warst du zu Gast bei der Soli-Party für die Zeppi 29 im Archiv Potsdam und hast ein sehr schönes 3 Stunden Techno-Set hingelegt. Was hältst du von Soli-Veranstaltungen im allgemeinen?
Es sollte mehr Veranstaltungen geben die unsere alternativen Lebensräume in Potsdam stärken. Das muss nicht immer materiell sein, auch solche tollen Ideen wie die des Spartacus auf Flyern diese Orte zu zeigen und im Bewusstsein zu halten sind relevant.
Also, ich finde das elementar und wichtig, aber wichtiger ist, dass dort auch etwas Kulturelles passiert.
Von deiner Veranstaltungsreihe „Beatenterprises“ gab es in diesem Jahr schon mehrere. Bist du zufrieden wie sie sich entwickelt?
Im Großen und Ganzen ja. Wir haben ein interessantes, ausgewogenes Publikum (keinen Männerüberschuss) mit zuletzt durchschnittlich deutlich mehr als 100 Gästen entwickelt, was ich bei dieser speziellen Mischung an Musik (deep house bis hin zu house’n’bass / bassline house) in Potsdam für viel halte. Es ist ein durchweg angenehmes Publikum, man hat ein Gefühl von Clubatmosphäre, es gibt keine „Proleten“ und hier und da sind auch junge Gäste zu sehen. Also, summa summarum, es läuft ganz gut und ich würde mich freuen wenn das auf diesem Niveau zu halten ist. Dabei muss ich allerdings auch schreiben, dass wir immer auf ehrenamtliche Helfer angewiesen sind, von denen es nicht zu viel geben kann. Über eine Mail freu ich mich.
Wie siehst Du die weitere Entwicklung deiner Veranstaltungsreihe? Was würdest Du dir wünschen oder worüber am meisten freuen?
Freuen würde ich mich, wenn Tanith diesen Winter nochmals nach Potsdam kommen kann, wenn man eine 4 Punktanlage im Archiv bekommen könnte, wenn wir Geld übrig hätten in bessere Lichtinstallationen zu investieren. Und, ich würde mich freuen, wenn sich hier in Potsdam die Idee verfestigt, dass wir eine eigene Szene haben, mit ausreichend guten Musikern und Djs, und sich da auch ein gewisses Selbstbewusstsein – gerade auch wegen Berlin – entwickelt. Ich empfinde Berlin als mittlerweile so langweilig, dass wir es eigentlich schaffen können müssten hier einen Kontrapunkt zu setzen, der idealer Weise auch überregional wahrgenommen wird. Ganz simpel mit Clubabenden an denen man tolle Musik hört die man so nicht kennt, die frisch und spannend ist und einen fesselt. Und die diese unsäglich langweilige „Monchichi“ Techno/House/Minimal Sachen (z.B. irgend ein 70er Jahre Popstück mit Deephouse Beats) hinter sich lässt, die ja momentan auch in Berlin rauf und runter gespielt werden.
Abschreckendes Beispiel für mich ist so etwas wie Koby Funk mit „Unter meiner Haut“. Ich wünsch mir, dass hier in Potsdam in dem Rahmen den wir haben neueste musikalische Ideen zu hören sind, dass sich die Gäste über die Musik unterhalten, eine katharsische Stimmung herrscht und die Musik an sich einen größeren Stellenwert bekommt als nur abendliche Hintergrundbeschallung für ein Besäufnis zu sein. Es kann auch gerne experimenteller werden.
Was machst du bei diesem schönen Wetter und den hohen Temperaturen? Hast du einen Geheimtipp für uns?
2 Optionen:
Option 1: Ein hervorragendes Bier mit Freunden öffnen, grillen, Musik hören, schwitzen.
Option 2: Einen hervorragenden Wein mit Freunden öffnen, grillen, Musik hören, schwitzen.
Vielen Dank!
Gerne !
Tracklist
- Nicholas – Catch the Sun
- Alex Agore – Love Conclusion
- The Checkup – Set My Soul Free
- Eli Escobar – Thank You Les
- Fouk – Ken sent me
- Around 7 – Le Bel Age
- Dayne S – My Soul
- Nicholas – The Loft Party
- Brame Hamo Parisch – Rumour
- Akio Imai – Samurai
- Fouk – Kill Frenzy
- Eli Escobar – Seein You
- Fouk – Leftys Bar