Lasst den Glühwein stehen, werft den Stollen in die Ecke und gönnt Euch eine ordentliche Portion MINMON Podcast! Dieses mal gibt es einen Mix vom Urgestein Tanith auf die Schallwandler! Dazu reichen wir ein köstliches Interview garniert mit den schönsten Fragen.
Guten Hunger und nicht verpassen: Beatenterprises meets MINMON am 27.12. im Archiv Potsdam!
Steckbrief
Artist: Tanith / Desastronaut
Label/Crew: beeing my own Gang
Stil: Techno, House, Bass
Age: 52
On air since: 1986
Living: Berlin
Playtime: irgendwas zwischen 1 und 6
Setup: Traktor, CDJs
Drink: Schwarzer Tee, Osaft, Cola
Superpower: professionelle Unaufgeregtheit
Podcast
(Direktlinks: SoundCloud, HearThis.at, Download)
Interview
Hi Thomas, schön dich hier im Interview zu haben. Welche Auswirkungen siehst Du bezüglich des sogenannten Loudness Wars in Clubs. Ist dieses Thema dort in Deinen Augen präsent oder sind die Anlagen so schlecht, dass es keine Rolle spielt.
Ich glaube im Elektronischen Tanzbereich wird das etwas überbewertet, da geht es ja nicht vordergründig um Dynamiken, sondern darum das es den Arsch bewegt. Der Loudnesswar macht sicherlich Hifi kaputt, aber wer will das schon im Club?
Meiner Meinung nach hat die Klangqualität durch das digitale Auflegen zugenommen, insbesondere sind Bässe nun viel akzentuierter zu hören, bzw. müssen die Tracks nicht mehr so stark komprimiert werden und wirken dadurch – entsprechende Eignung des Produzenten vorausgesetzt – farbiger, tiefer und räumlicher. Siehst Du das auch so?
Ja, aber das hat weniger mit Kompression zu tun, als damit das das Medium viel mehr zulässt als die Platte, die zudem noch im Idealzustand gefahren werden muss um gut zu klingen. Alte Systeme, Rückkopplungen, Vibrationen, zig Wandlungen bis zur Box, all das trägt nicht gerade dazu bei das Signal optimal zu transportieren, da ist Digital, mit idealerweise einer Wandlung, in der Praxis aber mindestens 2 klar im Vorteil.
Wie siehst Du die House Music Scene weltweit in langfristiger Zukunft? Siehst Du hier so wie ich Parallelen zur Jazz Club Szene?
Wie ich die Zukunft dieser Szene sehe und das auch noch weltweit, darüber hab ich mir ehrlich gesagt nie Gedanken gemacht, weil ich viel zu wenig Teil davon bin. Ich habe da so meine Ecken die ich mag und verfolge, aber für einen Gesamtüberblick ist das viel zu wenig. Wenn ich Parallelen zur Jazz Club Szene sehen würde wäre das ja traurig, weil das ist für mich so was wie Latein, etwas totes, museales das in Traditionen und Formeln existiert, einen Staus Quo hält der aber von Tag zu Tag weniger mit dem Soundtrack des Lebens zu tun hat. Techno und House empfinde ich beide noch als sehr lebendig, da morpht immer was und ich hoffe das bleibt auch noch eine ganze Weile so.
Bass Music / House n Bass oder wie es auch immer heißen mag ist seit ca. 2 Jahren mächtig am kommen, es gibt viele Releases und bisher lässt sich ein Nachlassen nicht absehen. Denkst Du das diese Spielweise der House Music noch mehr Raum einnehmen wird? Zumal seid D&B keine britische Musik so richtig in Deutschland ankam?
Ich glaube das bleibt eine Nische und bin da nicht mal traurig drum. Klar gibt es immer mal wieder Ausreißer in mehr mainstreamige Gefilde wie Disclosure, Don Gorgon und ähnliche, aber meistens gefällt es mir dann auch nicht mehr, weil der Popappeal zu sehr in den Vordergrund rückt und der Witz und Humor verloren geht. Mag sein das die Nische noch wächst aber ich bin auch froh wenn das ganze Ding mehr so im Untergrund passiert und sich weiter ungestört entwickeln kann.
Gesamtgesellschaftlich nehme ich seid einiger Zeit einen Trend zum Konservativismus wahr, nehme die Gesellschaft als nicht mehr so frei wahr. Siehst Du das ähnlich? Und welchen Einfluss wird das auf unsere Clubkultur haben? Ist langfristig auch bei uns eine Rave Act wie in UK denkbar?
Nun ja, der Rave Act ist nun auch schon 20 Jahre her und hat nicht mehr die Bedeutung die er damals hatte. Das passierte ja alles weil es neu und unbekannt war. Elektronische Musik ist heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen und Leute die damals Pillen schmissen sitzen heute in Entscheiderpositionen. Dabei sollte man aber auch nicht vergessen das wir hier im Raum Berlin in einer Filterbubble sitzen die für Elektronische Musik und Clubkultur ideale Voraussetzungen hat. In anderen Ecken Deutschlands sieht das anders aus, da hat es einen Rave Act nie gebraucht, weil die Praxis eh schon so aussah und es bis heute tut.
Gemeine Fragen :-) Was sollte Potsdams Techno / House Szene machen, um sich besser zu etablieren und abzugrenzen gegenüber Berlin.
Warum abgrenzen? In meinen Augen gehört Potsdam fast zu Berlin dazu, die Synergien sind da wichtiger als die Abgrenzung, trotzdem kann ja Potsdam seine Eigenheiten herausarbeiten, welche das sind müssen die Potsdamer schon selbst wissen, dazu bin ich zu weit weg im täglichen Erleben.
Welchen Potsdamer DJs/ Musikern folgst Du, beobachtest Du in den sozialen Medien? Wir haben ja einige hier in Potsdam die überregionale Beachtung finden, über DJ Rene, Florian Rietze, Sven Weisemann oder auch Ronny von Kraftfuttermischwerk, wer ist hier für Dich interessant?
Du hast sie schon genannt, ich glaube mit Ronny bin ich auf allen Kanälen verbunden und wir haben auch schon diverse Gigs zusammen erlebt. Zu Rene vom Hardwax verbindet mich zwar eine lange Tradition, aber ich kriege von ihm nicht so viel mit, weil er ja in den sozialen Medien nicht so präsent ist und natürlich Gaya Kloud, seit den Breaksanfängen Ende der 90er und bis heute wo wir die gleiche Vorliebe für englisch geprägten Bass haben.
Wann denkst Du das wir Dich mal wieder in Potsdam hören?
Keine Ahnung, aber hoffentlich bald!
Tracklist
Silat Beksi – Keep Calm
D.D.G – Kill One For Me Jim
Rick Sanders – Outburst
Wrighty – Can You Feel it
DJ Haus – When You Look At
Montel – Gotta Be Down
Timid Boy – Extasy
Gorgon City – Go All Night (Warehouse Dub)
Underheadz – Nightmare Walking
Mario Ocho – Lost
Marco Violent – Batman Rave
Allmostt – Dial Tone
Shox – Well St.
Spekktrum – You Got It
Robert Babicz – Turn Around My Friend
Skelecta – City Lights