Es ist wieder Podcast Zeit. Die Nummer 11 steht an und wird uns von einem Urgestein der elektronischen Tanzmusik geliefert. Gaya Kloud steht seit 1991 hinter den Decks und war in Clubs wie dem Delicious Doughnuts, BeatClub, SomaClub, LFO-Club oder Leander zu Hause.
Und natürlich dürft ihr euch auf ein wirklich interessantes Interview mit ihm, welches im Rahmen des Podcasts geführt wurde, freuen.
Steckbrief
Artist: Gaya Kloud
Label/Crew: unsigned
Sound: House & Techno
Age: 39
Job: Angestellter
Living: Planet Erde
Locations: Dunkle neblige Kellerlöcher
Playtime: all the night
Drink: Augustiner
Superpower: secret
Podcast
Interview
Hallo Michael, wie geht es dir?
Von der alljährlichen Wintermelancholie abgesehen, gut.
Du bist ja auch nicht mehr der Jüngste, wie lange stehst du schon an den Decks? Wo und wie hat alles angefangen?
Ich habe 1991 angefangen zu mischen, zu erst in Potsdam in einigen Jugendclubs. So richtig los ging es dann allerdings in der Hegelallee 5 – 1993, seinerzeit ein besetztes Haus in Potsdam, wo ich im Keller wöchentliche Techno und Breakbeat Parties machte. Dann eines Tages nachdem wir dort mit Alec Empires und ATR eine Bass Terror Party hatten, wurde die Hegelallee 5 geräumt – man hatte die
Musik bis zum Platz der Einheit gehört – und wir fanden mit unser House Base genannten Partyreihe anschließend Unterschlupf im Archiv Keller.
Gaya Kloud, ein interessanter Name. Ich würde ihn, ohne deinen Stil zu kennen, eher in der Goa/Trance Gerne einordnen. Was hat es mit ihm auf sich, hast du noch andere Projekte in denen du aktiv bist.
Mein Name ist 1991 entstanden, er war eine spontane Idee und es steht nichts dahinter – und hat auch gar nichts mit Goa, etc., zu tun. Für mich ist es interessant, wie die Vorstellungen zu meinem Dj Namen sich mit der Zeit geändert haben. Ich bin immer nur unter diesem Namen aufgetreten bzw. habe darunter released. Ich kann gut nachvollziehen, dass viele unterschiedliche Namen für Ihre Projekte wählen, aber bei mir sehe ich keinen Grund das zu tun.
Welcher deiner Auftritte war der in deinen Augen am spannendsten? Ist bei einem Auftritt mal richtig was schief gegangen?
Am spannendsten finde ich immer wieder wenn es mir gelingt dass die Crowd vollkommen mit mir zusammen in der Musik aufgeht und sich treiben lässt in einem Wechselspiel aus expressiven ekstatischen und deepen introvertierten Momenten. Dass sind die Situationen die auch meine Leidenschaft Musik anderen vorspielen zu wollen wach halten. Daher kann ich nun gar nicht sagen, ob es den einen den
spannenden Gig gab an den ich mich erinnere, es gab so viele magische Momente. Die schlimmsten Sachen die für mich schief laufen können sind technische Probleme, die zur Unterbrechung der Musik führen, oder aber auch ein Publikum welches vollkommen deplatziert ist. Ich hatte zum Beispiel mal einen Gig in einem Club in Hannover irgendwann 2003 wo ich 2step und frühen Dubstep spielen sollte, mein Fokus auf deepen darken Sachen lag. Die Gäste wollten aber cheesy Pop 2step hören, den ich nicht hatte/ habe. Und dann nach 15 Minuten wurde ich gefragt ob ich nicht trotz voller Gage mein Set abbrechen würde
wollen..
Wenn ich das richtig deute bist du Organisator der Beatenterprises Veranstaltung im Leander. Seit wann machst du das und wie kommen die Partys an?
Beatenterprises gibt es im Leander seit mehreren Jahren in der Wintersaison, ich fing glaub ich 1999 dort an und bin dem Leander, dass ich für einen der sympathischsten Orte Potsdams halte, sehr tief verbunden. Beatenterprises selbst gab es schon vorher, als meine Partyreihe im beatclub Berlin 1995 – 1996 und dann im Delicious Doughnuts Berlin von 1999 bis ungefähr 2004. Für mich ist das Tolle am
Leander, dass ich dort ein Set Up vorfinde, dass es mir ermöglicht die Musik die ich liebe so zu präsentieren, wie ich es für die Gäste am Besten halte: Viel Nebel, damit die Versenkung in der Musik leichter möglich ist und das „Sehen und gesehen werden“ in den Hintergrund gerät, Laser und ein recht passabler Klang. Wir haben dort einen kleinen enthusiastischen Kern an Gästen die fast jedes Mal da sind und
ich bin dort in der Lage einen Bogen aus frühem Techno aus Detroit bis hin zu aktuellen Deep House und House n Bass Stücken zu spannen. Ein weiterer Punkt der interessant ist ist, dass viele der ersten Potsdamer Technogeneration, wenn man davon überhaupt sprechen kann, zu Besuch kommen, wir uns lange kennen, und um in diesem doch recht intimen Rahmen Spaß wie ehedem zu haben.
Wie hieß es so schön in einem frühen House Track von Inner City (Kevin Sanderson): „We don’t really need a crowd to have a party, Just a funky beat and you to get it started, and oh – We’ll dance the night away – We’re having big fun and the party’s just begun, yeah.“
Wie sind deine Pläne für 2014? Wo wird man dich als nächstes sehen oder hören?
Natürlich im Leander, z.B. am 07.03. und am 21.03., und an weiteren Terminen. Pläne habe ich keine, ich freue mich einfach wenn ich Gelegenheit habe mit anderen Momente mit toller Musik zu teilen. Die Termine die sich ergeben teile ich über meine Facebook Seite mit: beatenterprises.de.
Gehörst du einem Label oder ähnlichen Verbund an? Wie organisierst du dich? Welche Medien nutzt du außer beatenterprises.de um dein Publikum zu erreichen?
Ich gehöre momentan keinem Verbund an. Allerdings in der Länge der Zeit die ich auflege und released habe war ich einigen Kollektiven / Labels, etc., verbunden, wie Dangerous Drums aus Berlin oder auch mit den Jungs von reflector, die vor rund 10 Jahren hier in Potsdam sehr interessante Dinge machten. Meine Mixe die ich meist monatlich uploade kann man unter SoundCloud und mixCloud finden, weitere Medien nutze ich nicht wirklich.
In meinen Augen steht es um Potsdams Subkultur eher schlecht, was denkst du als Potsdamer darüber? Was macht die Stadt falsch/richtig?
Da muss ich um meine Sicht zu schildern etwas ausholen. Ich denke Sub Kultur bringt von Hause aus ein in sich selbst ruhendes Paradox mit sich. Sub Kultur ist eine Kultur die sich je nach dem Grad der Differenzierung dem allgemeinen Interesse entzieht, was somit dazu führt, dass es kein öffentliches Interesse gibt diese zu fördern – wobei doch wiederum jedem klar ist wie wichtig der Einfluss von
Subkultur insgesamt ist. Und dazu kommt, dass häufig auch das eigene Distinktionsverhalten einer öffentlichen Wahrnehmung im Wege steht. Ich zum Beispiel suche keine große Öffentlichkeit. Mir ist es wichtiger das es Räume wie das Leander gibt als irgendwelche durch die offizielle Politik geförderten Räume für Subkultur. Allerdings gibt es aus meiner Sicht einen weiteren Punkt der sich mit der Frage der
Sub Kultur überschneidet. Und das ist die Jugend (zu der ich gewiss nicht zähle) Kultur. Und da empfinde ich Potsdam als sehr eingeschränkt. Das Spartacus sollte nicht das einzige Feigenblatt der Potsdamer Politik sein. Es sollte mehr geben. Mir gefällt es nicht das sich Potsdam zum Starnberg Berlins entwickelt hat. Es hat auf mich den Eindruck, dass sich Potsdam weiter wie eine Puppenstube für die Reichen und Schönen der Republik entwickeln soll, wo etwas Roughes und Lautes schlicht keinen Platz hat. Das finde ich erschreckend und wünsche mir dass es mehr Raum für alternative Dinge gibt.
Dann noch die Frage zu dem Equipment mit dem der MinMon Podcast entstanden ist. Was hast du genutzt und was wäre dein absolut und evtl. auch unbezahlbares Traumequipment?
Es mag vielleicht fade klingen, aber das Set Up was ich nutze, eine Native Instruments S4, zwei 1210er und ein MacBook Pro mit Traktor sind mein Traum Set Up. Ich glaube, hätte es das schon 1992 gegeben, es hätten alle gehabt. Ich wünsche mir nur noch punktuelle Verbesserungen, wie bessere Live Loop Funktionen von Traktor selbst, und noch eine bessere Anlage zu Haus.
Ich danke dir für deinen Mix.
Und ich danke dafür die Musik hier teilen zu können. Es würde mich freuen, wenn ich den Ein oder Anderen „anstecke“ auf meinem SoundCloud Profil weiteres zu hören.
Tracklist
1. Masters At Work – To Be In Love (Low Steppa Organ Flex)
2. Martin Ikin – Love’s Enemy (Original Mix)
3. Huxley – Inkwell (Original Mix)
4. EdOne, Bodden – Do It (Original Mix)
5. Groove Armada, Cari Golden, Brodanse – Sweat (S. Jay Remix)
6. Martin Ikin – Hold Dis (Original Mix)
7. Martin Ikin – What You’ve Done (Original Mix)
8. Eddie Amador – House Music (Low Steppa Remix)
9. Julio Bashmore – Battle For Middle You (Original Mix)
10. Will Saul presents CLOSE – My Way feat. Joe Dukie (Dusky Remix)
11. Martin Ikin – Rhythm (Original Mix)
12. Urulu, Steve Huerta – Things I Didn’t Mean (Original Mix)